Bretagne 2020 – Tag 12 – Voie Verte 7 und La Vallée des Saints

Nach ein paar Tagen in der nahen Umgebung zieht es uns heute wieder raus zu einem kleinen Ausflug. Wir nehmen uns heute ein Teilstück der Radstrecke Voie Verte 7 vor – das ist eine ehemalige Eisenbahnstrecke zwischen Roscoff im Norden der Bretagne und Concarneau im Süden. Diese wurde in der Zwischenzeit als Radweg ausgebaut. Wir möchten gerne das Landesinnere der Bretagne besser kennen lernen, und fahren daher bis zum alten Bahnhof bei Scrignac wo es auch eine Gite d’etape gibt, eine nette Übernachtungsmöglichkeit für Radfahrer oder auch Wanderer, die mehrere Tage unterwegs sind.

Von hier aus geht es gemütlich abwärts, durch dichte Wälder, vorbei an einer tollen kleinen Töpferei, die traumhaft in dem kleinen Tal liegt – bis zum kleinen Flüsschen L’Aulne. Ab hier steigt der Radweg wieder an und wir kommen bald in Poullaouen an. Das ist ein kleines und sehr ländliches Städtchen, in dem zur Mittagszeit sozusagen tote Hose ist. Ein kleiner Restaurant-Tipp klappt nicht (heute leider nicht geöffnet), und wir trinken wenigstens einen Grand Café draußen vor der sehr gemütlichen Bar Le Caribou. Von hier nur wenige Meter zur hübschen, und wie oft in der Bretagne auch etwas düster wirkenden Kirche Saint-Pierre-et-Saint-Paul. Auf einer kleinen Bank packen wir unsere Stullen, Tee und Kekse aus. Auch nicht schlecht!

Zurück geht es auf der gleichen Strecke, gerade die Kilometer zurück zur L’Aulne sind abwärts natürlich extrem angenehm. Der Radweg ist generell sehr schön zu fahren, kurze Strecken sind asphaltiert, meist ist er geschottert und in gutem Zustand. Es sind noch ein paar andere Radler unterwegs, aber insgesamt ist es doch recht ruhig auf der Strecke. Man fährt über eine alte Eisenbahnbrücke und kommt auch noch an einem weiteren alten Bahnhof vorbei. Ansonsten merkt man aber hier nicht mehr viel von der Zeit der Eisenbahn.

Insgesamt zwar keine spektakulären Landschaften, aber dennoch haben die Wälder, die Täler und kleinen Ortschaften etwas verträumtes, auch abgeschiedenes. Obwohl manche Landschaften hier in Deutschland gar nicht so anders sind, fühlt man doch eine ganz andere Energie hier inmitten der Bretagne. Nach ca. 36 Kilometern erreichen wir wieder sehr erfüllt unseren Ausgangspunkt.

Nun ist noch ein bisschen Zeit, und in irgendeinem Prospekt haben wir vom Vallée des Saints gehört, dem Tal der Heiligen. Dazu muss man vielleicht als erstes sagen, dass es in der Bretagne eine große Zahl an Heiligen gibt (manche sagen es sind 7.777), die auch heute noch verehrt werden. Und für alle möglichen Situationen gibt es den einen oder anderen Heiligen, den man als Beistand anrufen kann. Nun ist vor einigen Jahren mitten in der Bretagne jemand auf die Idee gekommen, auf einem Hügel von unterschiedliche Künstlern nach und nach bis zu 1.000 Heilige als Stein-Statuen errichten zu lassen. Es gibt die Auflage, dass jede Statue mindestens 2,5 m hoch sein und die Motive des jeweiligen Heiligen (Geschichte, Symbole etc.) beinhalten soll. Inzwischen sind über 130 Statuen aufgestellt, und jährlich kommen neue hinzu.

Auf der Landkarte haben wir festgestellt, dass dieses Tal der Heiligen gar nicht weit weg von unserer Fahrradstrecke ist – also nichts wie hin, quer durch… nun ja, recht kleine Sträßchen, von denen es in der Bretagne doch einige gibt. Wir kommen nach einigen Kurven und Hügeln in der Nähe des Dorfes Carnoët an und finden dort auch schnell den Hügel (die weiteren entstehenden Heiligen sollen nach und nach in Richtung Tal aufgestellt werden, aktuell wäre es also eher ein “Hügel der Heiligen”).

Nur der Parkplatz kosten ein bisschen, ansonsten kann man sich auf dem Gelände frei bewegen. Und es ist schon sehr beeindruckend, in dieser Landschaft und dem Rundblick diese teils riesigen Statuen zu sehen. So kann man sowohl an den einzelnen Statuen viel entdecken, als auch das Ganze auf sich wirken lassen. Sicher kann man sich die Frage stellen, ob das jetzt Kunst, Kommerz oder Kitsch ist. Mir hat das auf jeden Fall als etwas verrücktes Projekt sehr gut gefallen, auch der Ansatz sehr unterschiedliche Künstler die Statuen gestalten zu lassen. Und da die Heiligen ja auch in der Kultur und Geschichte der Bretagne verankert sind, passt es gut hierher. Auch die Idee, so etwas eben nicht neben irgendeinem Touri-Ort hinzustellen, sondern so richtig mitten in der Pampa, gibt dem ganzen eine natürliche Kraft und öffnet Raum für eigene Bilder und Fantasien.

Kurz gesagt – für uns ein sehr lohnenswerter Abstecher, der den schönen Tag so richtig abrundet.

  • Start an der Gite d’étape la Gare Scrignac

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